Der Krieg in der Ukraine aus entwicklungspolitischen Perspektiven – Hintergründe, Einschätzungen und entwicklungspolitische Handlungsmöglichkeiten zum Krieg in der Ukraine und anderswo

Datum: 14. Juni 2022
Uhrzeit: 10:00 - 16:00
Ort: Villa Rosental, Humboldtstr. 1, 04105 Leipzig,www.villa-rosental.de & hybrid
Fachtag | hybrid

Ein Fachtag der entwicklungspolitischen Eine-Welt-Landesnetzwerke ENS (Sachsen), ENSA (Sachsen-Anhalt), EWNT (Thüringen), VENROB (Brandenburg) und der Stiftung Nord-Süd-Brücken.

Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hat neben den verheerenden Folgen für die Ukraine auch global weitreichende Folgen. Mit diesem Imperialismus, Bruch des Völkerrechts und seinen globalen Folgen müssen sich auch entwicklungspolitische Netzwerke und Bildungsinitiativen auseinandersetzen.

Hierzu haben wir in der Ukraine tätige Akteure sowie Expert*innen für Inputs angefragt. In verschiedenen Arbeitsgruppen soll u.a. zu Energie und Rohstoffen, der Ernährungssituation, den Menschenrechten und Rassismus sowie zu zivilgesellschaftlicher Kritik und praktischer Solidarität diskutiert werden: Wie sind unsere Netzwerke und Bildungslandschaften durch die aktuellen Veränderungen betroffen und wie werden wir handlungsfähig als Zivilgesellschaft? Zum Abschluss des Fachtages versuchen wir gemeinsam konkrete Schritte für den Transfer in die Praxis zu formulieren.

Wir freuen uns auf bundesweite Teilnahme und regen Austausch! Dazu laden wir euch herzlich nach Leipzig ein. Wir werden auch eine hybride Teilnahme ermöglichen.

Eine ausführliche Sammlung mit Links zu Artikeln über unterschiedlichste Aspekte des Krieges findet sich hier:
http://nord-sued-bruecken.de/aktuelles/ressourcen-sammlung.html

Eure Eine-Welt-Landesnetzwerke ENS (Sachsen), ENSA (Sachsen-Anhalt), EWNT (Thüringen), VENROB (Brandenburg) und Stiftung Nord-Süd-Brücken

Programm

10.00 Uhr Eröffnung des Fachtages durch die Veranstalter*innen

10.30 Uhr Zwei ukrainische Stimmen/Perspektiven zum Einstieg, Maria Tuzani (Kiew/Leipzig), Eine Welt Leipzig e.V. und Anastasia Magazova, Journalistin (Kiew)

10.45 Uhr Internationaler Überblick und Hintergründe des Krieges in der Ukraine, Andreas Zumach, Journalist, Autor, UN-Experte

11.15 Uhr Sexualisierte Kriegsgewalt. Ursachen, Wirkungen und notwendige Gegenmaßnahmen, Jessica Mosbahi, Abteilung Politik und Menschenrechte, Medica Mondiale e.V.

11.45 Uhr Rückfragen, Diskussion

12.30 Uhr Mittagspause

13.30 Uhr Arbeitsgruppen (siehe unten)

15.00 Uhr Gemeinsames Abschlussplenum
Die einzelnen AGs benennen – entlang von Leitfragen – die wesentlichen Kernpunkte und stellen gegebenenfalls konkrete Ideen eines möglichen weiteren Vorgehens vor.

15.50 Uhr Verabschiedung durch die Veranstalter*innen

16.00 Uhr Ende des Fachtages

 

Arbeitsgruppe A: Ursachen und friedenspolitische Folgen des Krieges in der Ukraine

Die Debatten zu den Ursachen des Krieges in der Ukraine sind stark auf die Entwicklung der Russischen Föderation seit dem Ende des Kalten Krieges konzentriert. Völlig zu Recht werden die Völkerrechtswidrigkeit dieses Krieges und die begangenen Menschrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen kritisiert. Unterbelichtet bleiben demgegenüber nicht nur Fragen, die sich mit der Politik der westlichen Staaten und Bündnisse (insbesondere NATO und EU) und ihrem Umgang mit den Sicherheitsinteressen gegenüber der Sowjetunion / der Russischen Föderation auseinandersetzen, sondern auch intersektional-feministische Perspektiven auf Friedens- und Außenpolitik. Auf die Kriege, die in den letzten Jahrzehnten NATO-Staaten geführt haben, z.B. auf dem Balkan, im Irak oder in Afghanistan, wird selten verwiesen.
In der Arbeitsgruppe möchten wir uns u.a. mit folgenden Leitfragen beschäftigen:
• Stehen sowohl die NATO-Osterweiterung, als auch der Ukraine-Krieg im Kontext eines global beobachtbaren geopolitischen Ringens um Hegemonialität?
• Welche Konsequenzen sind aus diesem Krieg und anderen Kriegen sicherheits- und friedenspolitisch zu ziehen?
• Welchen Beitrag kann eine intersektional-feministische Friedens- und Außenpolitik leisten?
Koordination:
Christoph Boosen (aha-anders handeln e.V.) & Oscar Choque (Ayni e.V.)

Arbeitsgruppe(n) B: Entwicklungspolitische Folgen des Krieges in der Ukraine

Schon jetzt zeichnet sich ab, dass der Krieg in der Ukraine schwerwiegende Folgen für die Weltgesellschaft haben wird. Hiervon werden sowohl die die Länder des Globalen Nordens als auch die Gesellschaften des Globalen Südens betroffen sein, zuvorderst ärmere Bevölkerungsschichten. Dieser Krieg wirft viele der bis 2030 angestrebten „Ziele für nachhaltige Entwicklung“ (SDGs) um Jahre zurück. Die schon jetzt extremen Preissteigerungen bei Energie und Agrarprodukten (insbesondere Weizen) werden zu neuer Armut führen und verschärfen im Globalen Süden weiter die Realität und Gefahr von Hungerkatastrophen.
Denkbare Leitfragen:
• Was bedeutet dieser Krieg für die Bekämpfung des Klimawandels? Wird es ein „Rollback“ in der Energiepolitik geben? Oder beschleunigt dieser Krieg womöglich sogar die Transformation in Richtung einer klimaneutralen Energieproduktion bzw. Gesellschaft?
• Welches Konsequenzen wird der Krieg für die Welternährung haben?
• Welche entwicklungspolitischen Konsequenzen und Forderungen sind angesichts dieses Krieges zu ziehen bzw. abzuleiten?

Koordination:
Willy Vetter (ENS e.V) & Friedemann Wiese (agl e.V.)

Arbeitsgruppe C: Der Ukraine-Krieg, Rassismus und die Notwendigkeit einer globalen Solidarität

Der Krieg in der Ukraine sowie weitere Kriege z.B. in Syrien, dem Jemen, in Afghanistan, dem Kongo und anderswo stellen die entwicklungspolitisch aktive Zivilgesellschaft weitgehend vor große Probleme. Eines davon betrifft die ungleiche und rassistische Behandlung von Geflüchteten. Während Ukrainer*innen auf der Flucht mit offenen Armen und grenzloser Solidarität in den europäischen Nachbarstaaten empfangen werden, wurde nicht-ukrainischen Geflüchteten (z.B. Afrikaner*innen, Menschen aus asiatischen Ländern und Sinti und Roma) die Ausreise aus dem Kriegsgebiet und die Einreise erschwert. Als Zivilgesellschaft fragen wir, warum Menschen, die vor Krieg, Gewalt, Hunger, Armut und Unterdrückung fliehen müssen, unterschiedlich behandelt werden? Welche Rolle spielen hier Kolonialismus und die lange Geschichte des europäischen Rassismus?
In der Arbeitsgruppe geht es darum, u.a. durch folgende Fragen den Weg zu einer globalen Solidarität zusammen zu eröffnen:
•Welche Haltungen, welche Strukturen stehen hinter dem Umgang mit nicht-ukrainischen Geflüchteten?
• Was braucht es an Veränderungen, dass Regierungen/die internationale Gemeinschaft allen Geflüchteten die gleiche Unterstützung, den gleichen Schutz vor Krieg und Gewaltherrschaft zukommen lässt?
• Wie sehen praktische Beispiele unmittelbarer globaler Solidaritätsarbeit aus? Was können wir konkret tun – in der Ukraine und in Afghanistan, und in Syrien und im Jemen und im Kongo und im Irak und in…? Wie lässt sich hieraus ein Netz globaler Solidarität spannen?

Koordination:
Carina Flores (ENS e.V.), Aimee Nguemtchueng & Andreas Rosen (beide SNSB)

Der Fachtag soll nicht nur uns alle selbst weiterbilden zu diesen Themen. Jede Arbeitsgruppe sollte sich auch die Frage stellen: „Wie kann es weitergehen?“
Wir würden uns freuen, wenn in jeder Arbeitsgruppe eine dem Fachtag nachfolgende Aktion überlegt wird. Diese könnte zum Beispiel wie folgt oder auch ganz anders aussehen:

Wir verbreitern die Diskussion in unseren Landesnetzwerken und der agl. Gegebenenfalls auch an VENRO.
Wir schreiben einen Brief an BM Schulze oder Baerbock,
Wir verabreden uns für eine öffentliche, sichtbare Aktion.
Wir überlegen eine gemeinsame Soli-Aktion für die Menschen in der Ukraine bzw. sonstigen Kriegsgebieten.

 

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